Mit freundlicher Genehmigung der (Deggendorfer Zeitung PNP) D. Schweighofer
Plattling. Es fühlt sich schon ganz gut an, wenn man so begehrt ist. Da sind sich Annika Reicheneder, Thomas Mühlbauer, Sebastian Rausch und Elena Linzmeier einig. Die vier EDV-Schüler, alle 18 Jahre alt, stehen auf der Galerie der Schule zusammen und haben viel zu besprechen. Denn an diesem Montagvormittag ist Firmenpräsentationstag an den EDV-Schulen. 25 Firmen aus dem Landkreis Deggendorf sowie angrenzenden Landkreisen sind nach Plattling gekommen, um für sich bei den Schülern zu werben. Wohlgemerkt nicht umgekehrt. „Wir haben nur Firmen aus unserem Förderverein zugelassen“, erzählt Schulleiter Prof. Dr. Martin Griebl. Großes Interesse an dieser Veranstaltung und vor allem den Nachwuchs-Informatikern, die in Plattling ausgebildet werden, hätten noch weit mehr gehabt.
Der Firmenpräsentationstag ist an den EDV-Schulen so etwas wie der „kleine Bruder“ der Hausmesse. Während bei dieser die Firmen mit Ständen im Schulgebäude werben, wird beim Präsentationstag in 45-minütigen Vorträgen versucht, die Schüler von sich und der eigenen Firma zu überzeugen. Die beiden Veranstaltungen werden dabei in der Regel im Jahreswechsel angeboten.
„Der Tag bringt’s auf jeden Fall“, sagt Thomas Mühlbauer und erntet Nicken bei seinen Mitschülern. Schließlich haben die vier Berufsfachschüler nur noch bis zum 15. November Zeit, um sich für ein halbjähriges Praktikum bei einer oder mehreren Firmen zu bewerben. Es ist der wichtige Einstieg ins Berufsleben, denn danach geht es als Festangestellter in der jeweiligen Firma für die Jugendlichen meist gleich weiter. „Natürlich kann man sich auch im Internet Informationen holen“, meint Sebastian Rausch. Aber der persönliche Kontakt zu den Leuten, die tatsächlich in den Firmen arbeiten, sei noch einmal eine ganz andere Nummer. „Und Fragen kann man auch gleich stellen...“
Zum Beispiel an Lukas Anetsberger. Der hat 2012 an den EDV-Schulen seinen Abschluss gemacht und steht nun als Projektentwickler der Plattlinger Firma T.Con, Anbieter von Softwarelösung im SAP-Umfeld, quasi auf der anderen Seite. Bereits zum zweiten Mal an diesem Vormittag erzählt er den Schülern von seiner Arbeit und seiner Firma. Und der Andrang ist groß – insgesamt gut 80 Interessierte hören Anetsberger zu, wenn er unter anderem von den Freiheiten, der Feedback-Kultur und der familiären Atmosphäre bei T.Con schwärmt.
Für die Plattlinger Firma ist dieser Vormittag ein Termin, den man sich ganz dick im Kalender angestrichen hat. „Wir sind hier eigentlich schon immer mit dabei“, erzählt Miriam Meindl von der Personalabteilung. Viele EDV-Schüler aus Plattling habe man im Laufe der Jahre eingestellt und damit gute Erfahrungen gemacht. Und der Bedarf ist weiterhin sehr groß: „Fachkräftemangel ist nicht einfach nur ein Wort – den gibt es schon wirklich“, sagt Meindl. „Es ist sehr schwer, an gute Leute zu kommen.“
Das können auch Schulleiter Prof. Dr. Martin Griebl und Josef Weishäupl, Hauptorganisator des Präsentationstages, nach vielen Gesprächen mit Firmenvertretern bestätigen. „Die erzählen, dass es den Fachkräftemangel schon länger gebe, dass es in den letzten drei Jahren aber krass geworden sei“, sagt Griebl. „Die Firmen reißen sich jedenfalls um unsere Schüler.“ Annika, Thomas, Sebastian und Elena grinsen. „Nein, Angst um unsere Zukunft machen wir uns nicht.“ Ja, es ist wirklich schön, wenn man so begehrt wird.
Foto: D. Schweighofer