Mit freundlicher Genehmigung des Plattlinger Anzeigers (idowa)
Deggendorf. (Von Oliver Grimm) Die Wirtschaftsschulen rüsten in Sachen Bildung auf und unterziehen sich einem radikalen Reformprozess – in Einbeziehung verschiedener Module, die je nach Interesse gewählt werden können. Für die Wirtschaftsschule, eine eher kleine Schulart, sei es eine Chance, sich besser zu positionieren.
Vorgestellt wurde die neue Form der Wirtschaftsschule am Dienstagvormittag von den Oberstudiendirektoren Johann Riedl (Wirtschaftsschule), Klaus Fleder (FOS/BOS) und Ernst Ziegler (Berufsschule I), den Studiendirektoren Prof. Dr. Martin Griebl (EDV-Schulen Plattling) und Christian Alt (Berufsschule II), der Leitenden Regierungsschuldirektorin Maria Sommerer und Landrat Bernd Sibler.
„Es soll eine Aufwertung der Wirtschaftsschule sein“, betonte Riedl. So werden ab dem Schuljahr 2025/26 an der Deggendorfer Wirtschaftsschule bestimmte Module angeboten. Die ersten Schüler, die in den Genuss kommen, das neue Modell zu testen, seien die jetzigen Siebtklässler, die dann in der neunten Klasse sind. Ab dieser Klasse gilt nämlich die Modulwahl.
Enge Kooperation
Das Besondere ist, dass hierbei mit anderen Schulen eng zusammengearbeitet wird, wie zum Beispiel mit den EDV-Schulen, der Fachoberschule und den beiden Berufsschulen. Die Module heißen Fit for Finance, Personalmanagement, Mechatronik, Informatik, Gesundheit und Soziales. Studiendirektor Riedl sieht hier eine Win-win-Situation, von der alle Schulen profitieren.
Unter anderem gewinne die Wirtschaftsschule zusätzliche Kompetenz bei der Vermittlung dieser Modulinhalte und die Kooperationspartner können ihr Bildungsangebot einer großen Zahl von Schülern bekanntmachen.
Mit dem Modulangebot werde die Praxisnähe gestärkt und die Perspektiven für die Schüler erweitert. Vor allem für den Bildungsgang Berufsschule plus, der parallel zur Berufsausbildung zum Fachabitur führt, seien die Absolventen der Wirtschaftsschule dann gut vorbereitet.
„Ein Gewinner des Ganzen ist die Bildungsregion Deggendorf“, fügt Landrat Sibler hinzu, betrachte man die Auswahl eines wohnortnahen Bildungsangebots in Stadt und Landkreis Deggendorf.
Viel Geld in Schulen
Wie Landrat Sibler anmerkte, habe der Landkreis Deggendorf am Montag einen 90-Millionen-Euro-Haushalt beschlossen. Sehr viel von diesem Geld fließe in den Schulhausbau, sagte er, denn der Landkreis sei bekanntlich für die äußere Hülle der Bildungslandschaft zuständig. Und es müssen die Übergänge stimmen, die berufliche Qualifizierung sei ein sehr wichtiger Bereich. Die Leitende Regierungsschuldirektorin Maria Sommerer dankte den anwesenden Schulleitern, die Kooperation mit der Wirtschaftsschule in Deggendorf einzugehen. Für die Schüler sei die Praxisnähe ungemein wichtig, machte sie deutlich.
Oberstudiendirektor Klaus Fleder von der FOS/BOS machte deutlich, dass es keinen Abschluss ohne Anschluss gebe. Und der sei mit der Neuausrichtung der Wirtschaftsschule gewährt.
Neue Perspektiven
Dass die Wahl der Module bei den Schülern neue Perspektiven öffnet, ist sich Oberstudiendirektor Ernst Ziegler ziemlich sicher. So könne man die Berufswelt auf einfache Art und Weise erfahren. Auch er sprach von einer Win-win-Situation, wobei das größte „Win“ bei den Schülern liegt.
Prof. Martin Griebl brauchte nicht mehr viel Werbung für die IT machen, was bei jungen Leuten ohnehin ein sehr wichtiges Thema sei. Hier werde die formale Basis für einen weiteren tiefen Ausbau geschaffen, fügte er hinzu. Der stellvertretende Schulleiter der Wirtschaftsschule, Studiendirektor Christian Alt, sagte, dass man so die bereits intensive Berufsorientierung noch intensiver gestalten – nahtlose Übergänge schaffen könne.
Module – Stunden
Auf die Frage, wie viele Stunden in den sogenannten Modulfächern unterrichtet wird, sagte Oberstudiendirektor Riedl, dass die vier Module in der neunten Klasse jeweils mit zwei Stunden, in der zehnten Klasse zwei Module vertieft zweimal vier Stunden unterrichtet werden. Der Übertritt nach der vierten Klasse in die Wirtschaftsschule sei in Deggendorf noch kein Thema, sagte Landrat Sibler.
Man habe sich zwar schon darüber unterhalten, doch versuche man zuerst, die Wogen, welche die Öffnung der einstigen Mädchenrealschule für Jungs verursacht habe, zu glätten. Dies habe in der Schullandschaft im Landkreis für etwas Wirbel gesorgt.